Die Trinity-Anomalie by Sean Chercover

Die Trinity-Anomalie by Sean Chercover

Autor:Sean Chercover [Chercover, Sean]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2013-08-05T22:00:00+00:00


An den Wänden des beengten Wohnzimmers hingen etwa ein Dutzend Familienfotos in billigen Plastikrahmen. Fotos von Leuten, denen der junge Tim Granger nie begegnet war, einige schon lange tot, aber alle hatten sie einen Ehrenplatz im Heim der Familie. Bilder von Großvater und Urgroßmutter väterlicherseits fehlten allerdings, und Tims Vater erklärte dies damit, dass sein alter Herr und dessen Mama keine Kameras gemocht und Fotos für Teufelszeug gehalten hatten.

Als Tim zehn Jahre alt war, kramte er in einem Schuhkarton voller Erinnerungsstücke im Schrank seines Vaters herum und fand das Foto. Es war keine Frage, wer ihn da anschaute. Sein Großvater sah seinem Vater sehr ähnlich, nur seine Lippen waren etwas voller, die Nase ein bisschen breiter und das Haar war, obwohl streng mit Pomade zurückgestrichen, stark gewellt. Der kleine Tim ging mit dem Foto zu seinem Vater, der gerade wieder einmal von einer erfolglosen Verkaufstour zurück war und sich auf dem Lehnsessel im Wohnzimmer langsam in den Schlaf trank.

Mit zitternden Händen hielt ihm Tim das Foto hin. »Das ist doch mein Großvater«, sagte er. Sein Vater stellte sachte die Sessellehne vor und nahm das Foto in die Hand.

»Du solltest nicht in meinen Sachen rumwühlen, Sohn.« Dann wies er auf einen Stuhl und stieß einen tiefen Seufzer aus, während der Junge sich setzte. »Aber du bist jetzt wohl alt genug, um es zu erfahren.« Er nippte an seinem Glas und stellte es auf den Beistelltisch. »Dein Granddaddy war ein Mulatte. Er kam zwar nach seinem Vater, einem Iren, aber man konnte es trotzdem sehen. Er heiratete eine Weiße und sie bekamen ein Kind, das zu einem Viertel schwarz war. Das bin ich. Aber ich hatte sehr helle Haut, deshalb mussten meine Eltern eine Entscheidung treffen.« Tims Dad sah aus, als würde er jeden Moment losheulen, aber nach einem Schluck von seinem Drink ging es ihm schon besser. »Mein Vater wurde auf meiner Geburtsurkunde nicht erwähnt. ›Vater unbekannt‹ haben sie eintragen lassen. Sie hielten es für besser, die Leute glauben zu lassen, dass ich von einem anderen Mann stammte. Dass meine Mutter ein Flittchen wäre.

Sie nahmen in Kauf, dass mein Vater als gehörnter Ehemann galt. Damit wollten sie mir einen besseren Start ins Leben ermöglichen, verstehst du? Ein weißer Junge hatte viel mehr Möglichkeiten als ein schwarzer. Die Leute hielten meinen Vater für einen Heiligen, weil er bei der Weißen blieb, die ihn betrogen hatte, und ihren weißen Bastard wie sein eigen Fleisch und Blut aufzog. Als ich etwas älter war, erzählte er mir die Wahrheit, aber ich musste schwören, niemandem etwas davon zu sagen.« Er räusperte sich. »Und als ich erwachsen war, bin ich zum anderen Ende der Stadt gezogen, wo niemand meine Familie kannte, denn dass man ein Bastard ist, steht einem nicht ins Gesicht geschrieben. Man kann seine persönliche Geschichte immer hinter sich lassen. Aber wenn man einmal als Mischling eingestuft wurde, hängt einem das ein Leben lang nach.«

Der junge Tim Granger wusste nicht, was er von dieser Geschichte halten sollte. Seine Eltern hatten ihm beigebracht, dass alle Kinder



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